Bericht zum Feierabendpilgern: Zu stillen Orten in Trier-West
Das 2023 ins Leben gerufene Angebot “Feierabendpilgern” ist ein Erfolg: Rund 30 Interessierte pilgerten am 10. September mit.
Trier-West ist aktuell der vielleicht spannendste Stadtteil der Römerstadt. Zukunftsorientierte Baumaßnamen, wie die von den Stadtwerken geplante Entstehung eines neuen Wohnquartiers mit einem breiten sozialen Angebot, treffen hier auf Orte mit jahrhundertealter christlicher Tradition. Diese oft verborgenen Orte in Triers Westen erkundeten rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Feierabendpilgerns der Jakobusbruderschaft Trier. Organisatorin Sigrid Willkomm, die das Feierabendpilgern mit ihrem Ehemann Johann Willkomm und Hans-Jürgen Berg organisiert, zeigte sich von der Resonanz erfreut: „Wir haben dieses neue Angebot erst 2023 gestartet, mit etwa 15 Teilnehmern. Beim vierten Mal sind es jetzt doppelt so viele Menschen, die gemeinsam mit anderen eine kleine spirituelle Auszeit im Alltag suchen.“ Das neue „Format“ hat sich bereits herumgesprochen.
Zu Beginn der Tour schien der gewählte Titel „Stille Orte“ zwar etwas ungewöhnlich, da Startpunkt die vom Autoverkehr geprägte Kaiser-Wilhelm-Brücke war. Aber nur einige Hundert Meter unterhalb findet sich mit der spätbarocken Kirche St. Simon und Juda schon ein solcher Ort der Stille. In dieser Kirche aus dem 18. Jahrhundert mit ihren schönen bunten Glasfenstern fand der erste spirituelle Impuls für die Pilgergruppe statt. Im versteckt liegenden alten Friedhof direkt neben der Kirche fand die Gruppe zur inneren Ruhe in der Natur. Kontrast dazu, nur wenige Straßen weiter, ist die 2016 profanierte Kirche Maria Königin: Sie wird heute als Mehrfamilienhaus genutzt. Auch an diesem Ort erfuhren die Teilnehmenden Wissenswertes: Die Entwicklungen bringen es mit sich, dass Pfarrkirchen verwaisen und einer neuen Nutzung zugeführt werden – dafür gibt es in Trier mehrere Beispiele.
Über die grüne Oase des Westfriedhofes gelangten die Pilgerinnen und Pilger anschließend zu einem ganz verwunschenen Ort, den Kreuzweg zur langsam verfallenden Maria-Hilf-Kapelle.Obwohl vor mehr als 20 Jahren sorgfältig restauriert, verwildert der Stationenweg: An der dritten Statio des Kreuzweges endet der begehbare Weg an einem Zaun; nur in der Fantasie ist es noch möglich, sich den weiteren Aufstieg zu der alten Kapelle unterhalb der Mariensäule vorzustellen. Aber auch dies ist Realität im westlichen Stadtteil von Trier.
Nach einer weiteren Atempause mit einem Impuls zum Thema „Lebensflüsse“ am Moselufer gelangte die Gruppe zurück in die quirlige Trierer Altstadt, zur Jesuitenkirche und in die Spee-Gruft. Friedrich Spee machte sich als Theologe, Lyriker und entschiedener Bekämpfer der Folter in den Hexenprozessen im späten Mittelalter einen Namen. An seinem Grab endete mit einem weiteren spirituellen Impuls das Feierabendpilgern.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich begeistert von dem Rundgang: „Das ist Kirche im Kleinen“, so eine der Rückmeldungen. Das Experiment der Jakobusbruderschaft, mit dem Feierabendpilgern ein neues, offenes und kurzes spirituelles Angebot für alle Interessierten zu schaffen, ist also geglückt. Im Frühjahr 2025 geht es weiter.