Mit Gartenschere und Hammer auf dem Jakobsweg

Rund 4 000 Kilometer ist Ulrike Hoffmann schon auf Jakobswegen in Deutschland, Frankreich und Spanien gepilgert. Da ist das etwa zehn Kilometer lange Teilstück des Jakobsweges nach Metz von Merzkirchen bis zum Parkplatz an der Strassenkreuzung „Potsdamer Platz“ eher ein lockerer Spaziergang, aber er fordert ihre volle Aufmerksamkeit, denn Ulrike Hoffmann ist seit Februar 2024 als Wegepatin unterwegs. Ihr Handwerkszeug: eine Gartenschere, ein Hammer und Nägel sowie eine Farbdose, falls ein gelber Pfeil auf den Weg aufgesprüht werden soll.

„Meine Aufgabe ist es zu prüfen, ob die Wegschilder gut erkennbar und nicht zugewuchert sind. Manchmal fällt so ein Schild auch ab“, sagt die Wegepatin. Die Pflege der Jakobswege ist eine wichtige Aufgabe, selbst in Zeiten von GPS und Apps. Dafür ist in der Region Trier ein gutes Dutzend Wegepaten regelmäßig unterwegs. Aus eigener Erfahrung weiß Ulrike Hoffmann, wie fatal es für erschöpfte und ortsunkundige Pilger sein kann, wenn an einer entscheidenden Wegkreuzung das Jakobsweg-Schild fehlt – charakteristisch mit gelber Muschel auf blauem Grund, deren Strahlen in einer Spitze zusammen laufen, die wie ein Pfeil die Richtung vorgibt.

Der Weg lässt sie nicht mehr los

„Ja, der Jakobsweg lässt mich nicht mehr los, und das ist auch meine Motivation als Wegepatin: Ich habe als Pilgerin so viel Schönes erlebt, was ich mit meinem Einsatz jetzt gerne zurückgeben möchte“, beschreibt die 66-jährige Frau ihre Motivation. Mit Beginn ihres Ruhestandes konnte sie dann ihre Idee in die Tat umsetzen. Zwei- bis dreimal im Jahr wandert sie Routen wie den Mosel-Camino von Koblenz nach Trier oder die in der Region Trier gelegenen Teilstrecken des Jakobsweges nach Metz ab. So führt der Jakobsweg nach Metz von Trier St. Matthias aus durch den Saargau Richtung Frankreich, immer mit herrlichen Ausblicken auf die Weinberge der luxemburgischen und deutschen Mosel.

Jede Markierung wird unter die Lupe genommen

Auf ihrer Tour von Merzkirchen Richtung Perl schaut sich Hoffmann jede einzelne Markierung sorgfältig an. Gleich zwei Feldsteine sind umgekippt, auf denen die Markierung angebracht ist. Sie können nur mit viel Kraft oder technischem Gerät wieder aufgestellt werden. Etwas weiter hängt ein Schild schon schief am Baum, ein anderes ist etwas verblasst und ein weiteres stark beschädigt. „Teilweise werden die Schilder auch mutwillig beschädigt“, berichtet Hoffmann. Am Waldrand lädt eine Bank zur Rast ein. Hier ist schon wieder sichtbar, wie sich die Natur ihre Lebensräume zurück erobert: Erst im Frühjahr hat Ulrike Hoffmann mit ein paar Helfern Brombeertriebe zurückgeschnitten, nun ranken erneut die Brombeersträucher in Richtung der Bank. Auch Flechten, Moos und Efeu können die an Bäumen befestigten Schilder zuwuchern – und der Pilger verliert die Orientierung. „Das machen wir alles im Frühjahr“, entscheidet die Wegepatin. Jetzt geht die Saison für Pilgertouren zu Ende, und die Wege werden so gut wie nicht mehr begangen.

Am Ende der Tour ist Ulrike Hoffmann zufrieden, „ihren“ Wegabschnitt überprüft und die noch anzugehenden Maßnahmen notiert zu haben. Bis zum Frühjahr, wenn die neue Pilgersaison beginnt, wird alles wieder in Ordnung gebracht sein

Bald überwuchert: Wegmarkierungen