Neue Wege zwischen Tradition und Zukunft finden
Die Begegnung der Mitglieder und Freunde und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft standen im Mittelpunkt des 20-Jahr-Jubiläums der St. Jakobusbruderschaft Trier (SJB) am 29. September 2023.
Im Jahr 2003 hatten einige engagierte Frauen und Männer in Trier die Jakobusbruderschaft neu gegründet, deren Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Die Neugründung war vor 20 Jahren ein gewagtes Unternehmen, da niemand wusste, wie gut das Angebot der Begleitung und Betreuung von Pilgern angenommen würde. Daraus entwickelte sich aber recht schnell eine Erfolgsgeschichte, da viele Menschen sich über verschiedene Pilgerrouten nach Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem informierten, Pilgerausweise bestellten und nach Unterkünften für die Durchreise durch die Region Trier fragten. Jetzt, 20 Jahre später, zählt die Jakobusbruderschaft über 200 Mitglieder und hat neue Möglichkeiten des niedrig schwelligen Zugangs zum Pilgern entwickelt: Es gibt zum Beispiel das eintägige „Pilgern für Beginner“ oder das dieses Jahr neu ins Leben gerufene „Feierabendpilgern“.
Zum Auftakt kleine Pilgerwanderung
Zum Auftakt der Jubiläumsfeier traf sich unter Leitung von Hans-Jürgen Berg eine größere Gruppe zur kurzen Pilgerwanderung über den Trierer Petrisberg. Im Anschluss hatte die SJB zu einem festlichen Gottesdienst in die Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf eingeladen, den die Domkapitulare Martin Lörsch und Markus Nicolay, beide im Bruderrat der SJB aktiv, gestalteten. Die Messe wurde vom „Europa-Chor Landshut“ mitgestaltet. Zum Abschluss erteilte Martin Lörsch den Pilgersegen.
Neues Ehrenmitglied aus Astorga
Freudige Stimmung prägte die anschließende Feier im Pfarrheim Liebfrauen, die vom Duo Charlotte und Johanna Köster musikalisch umrahmt wurde. Brudermeister Hubert Schnabel hieß alle Gäste, unter ihnen auch einige der damaligen Gründungsmitglieder, herzlich willkommen. Sein besonderer Gruß galt einem Gast aus Spanien, Juan Carlos Pérez Cabezas, dem Vorsitzenden der „Asociacion De Amigos Del Camino De Santiago Astorga Y Su Comarca“ in Astorga, mit dem die St. Jakobusbruderschaft vor mehr als elf Jahren eine Partnerschaft vereinbart hat und seither pflegt. Er wurde für sein großes Engagement für die Pilgerbewegung in Spanien mit der Ehrenmitgliedschaft der SJB Trier ausgezeichnet. Wie Hubert Schnabel in seiner Laudatio berichtete, ermöglichte es Cabezas während der Corona-Pandemie durch eigene Hygienekonzepte, dass einige Pilgerherbergen entlang des Jakobsweges in Nordspanien trotz der Corona-Einschränkungen für Pilger offen standen. Geehrt wurden auch Dr. Hans Nortmann und Gesa Nortmann, die von ihrer Haustür aus über mehrere Etappen den Camino zurückgelegt und in diesem Jahr Santiago de Compostela haben.
Buchvorstellung: Andere Perspektiven
Martin Lörsch stellte anschließend das neue von der SJB herausgegebene Buch „Pilgern auf Jakobswegen im Wandel“ vor. Eine wichtige Säule der Tätigkeit der SJB Trier ist nämlich auch die wissenschaftliche Forschung zum Thema Pilgern. Das neue Buch wurde in Kooperation mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen unter Leitung von Professor Andreas Voth erarbeitet. Es entstand während der Corona-Pandemie und vermittelt neue Perspektiven auf das Pilgern. Im Mittelpunkt des von Studierenden und Lehrenden verfassten Bandes steht die Frage, wie sich das Pilgern auf den europäischen Jakobswegen unter neuen Vorzeichen wie Säkularisierung, Digitalisierung von Informationen und dem Auftauchen neuer Zielgruppen von Pilgerangeboten entwickeln wird. Martin Lörsch zeigte sich zuversichtlich, dass Pilgern als eine der früheste Form des Reisens auch in Zukunft seinen eigenen Reiz auf Menschen ausüben werde, jedoch einen guten Weg zwischen dem Bewahren alter, religiös geprägter Traditionen und den Perspektiven junger Menschen finden müsse.
Info zum Buch: St Jakobusbruderschaft Trier (Hg-): „Pilgern auf Jakobswegen im Wandel. Entwicklungen – aktuelle Herausforderungen – Trends“, Echter Verlag ,29,00 €.
Text: Gaby Jacquemoth