Pilgern auf dem Franziskusweg

Bericht von Maria und Helmut Hartnagel.

Mitglieder der St. Jakobusbruderschaft Trier pilgerten  vom 5. Mai – 13. Mai 2018 auf dem Franziskusweg von Assisi nach Rieti unter der spirituellen Leitung unseres Sekretär Dr. Markus Nicolay.

Danach war unsere Begeisterung so groß, dass wir beschlossen auch den offiziellen Startpunkt von Florenz nach Assisi zu pilgern.

Wir nutzen die beiden Wanderführer des Rother Verlages und den Outdoor des Conrad Stein Verlages.  Beide ergänzten sich was Kultur-Historie und Wegführung betrifft. Deshalb haben wir hier auch verzichtet auf alle Sehenswürdigkeiten einzugehen.

Dienstag, 19. Juni

Sehr früh flogen wir von Frankfurt nach Perugia, um von dort mit der Bahn  nach Florenz zu gelangen. 2 Tage besichtigten wir Florenz, eine beeindruckende Stadt die zum Wiederkehren einlädt. In der Kirche Santa Croce erhielten wir den ersten Stempel für unser Testimonium.

Zum Auftakt wurde Helmut’s Portemonaie in der Kirche Santa Croce gestohlen während wir uns auf den zu erhaltenden Stempel konzentrierten. Unser erster Impuls war: Die Reise ist zu Ende…aber Franziskus schickte uns ein italiensiches Ehepaar, die zumindest die Papiere in ihrem Blumenkübel fanden und uns ins Hotel zurückbrachten. So fühlten wir und doch behütet und beschützt und beschlossen den Pilgerweg zu gehen.

Donnerstag, 21. Juni – Etappe Florenz – Pontassieve – ca. 22 Km

Brücke über die Sieve in Pontassieve

Florenz verließen wir auf der Promenade des Arno Ufers . Schweißtreibend, aber mit herrlichen Rückblicken auf die Stadt Florenz zwischen blühendem Ginster, stiegen wir 538 m hoch zum Kloster Incontro.  Nach diesen Strapazen freuten wir uns auf Klosteraufenthalt und Bett. Aber der Traum platzte, da ein Filmteam anwesend war und wir keine Aufnahme fanden. So füllten wir die Trinkflaschen neu auf, bekamen einen Stempel und gingen die erworbenen Höhenmeter nun wieder bis auf 81 m ü. M. abwärts durch schattige Wälder, vorbei am Kloster Rosana, aus dem 12. Jh. zu unserer heutigen Unterkunft.

Freitag, 22. Juni – Etappe nach Passo della Consuma 17,5 Km

Zuerst besichtigen wir die Altstadt. Danach verlassen wir selbige über die alte Brücke über den Sieve von 1555.Es geht durch Weinberge und Olivenhaine und später Laubwald, immer bergauf. In Diacceto machen wir Rast bei beginnendem Regen. So kamen wir tropfnass und frierend am Consuma Pass an und hatten bis dahin fast 1000 Höhenmeter überwunden. Irina verwöhnte uns mit einem leckeren Essen und hatte auch ein Zimmer für uns.

Samstag, 23. Juni – Etappe nach Stia 15 Km

Gestern aufwärts bedeutet, heute wieder abwärts….Stia liegt noch auf 456 m ü.M. Nach gutem Frühstück und strahlendem Sonnenschein, ging es überwiegend schattig im Wald bis Stia, ein kleines Städtchen mit schöner Kirche, die eine romanische Chorapsis besitzt. Hier bekommen wir unseren Stempel. Nach einem verdientem, guten Abendessen nächtigen wir in einer riesigen Ferienwohnung ganz für uns alleine. So konnte Helmut auch das WM Spiel Deutschland gegen Schweden, anschauen und schrie beim 2. Tor so enthusiastisch dass ich aus meinem Tiefschlaf erwachte.

Sonntag, 24. Juni Etappe nach Camaldoli 16Km

Die Etappe  beginnt früh am Tag in Stia. Gemächlich steigen wir bergan bis zur kleinen romanischen Kirche San Biaggio di Ama. Sie ist geöffnet und wir gönnen uns eine kleine Verschnaufpause. Bis Lonnano geht es auf kleinen Teerstraßen weiter. Hier gibt es eine Bar, aber nicht für uns….Sie war geschlossen. Den Duft von frischem Brot in der Nase, entdeckten wir eine kleine Backstube. Leider war all das schöne Brot vorbestellt. So mussten wir uns mit Müsliriegel und Wasser zufrieden geben. Auf schmalen Pfaden genießen wir die schönen Fernblicke. Ab Casalino wählen wir den steilen, felsigen Aufstieg zum Coce Gaggi  auf 1165 m, ein Höllenritt, aber die Natur entschädigt uns für alle Mühen. Oben angekommen: Erst mal Pause!!! Nun tauchen wir in dunklen Buchenwald ein, gehen abwärts bis zum Eremo di Camaldoli, um uns dort einer geführten Besichtigung der Anlage, anzuschließen. Im Regen mussten wir nochmals  auf 820 m absteigen bis zur Klosteranlage.  Es war steil und rutschig. Uff, wir waren geschafft!! Wir besichtigen die alte Apotheke und die Klosterkirche mit Bildern von Giorgio Vasari und gönnen uns einen Absacker im Restaurant gegenüber.

Montag, 25. Juni – Etappe nach Badia Prataglia – ca. 15 Km

Um 7.30 Uhr nahmen wir an der Laudes teil um danach mit einem kargen Frühstück belohnt zu werden, Zwieback und Kaffee. Wie sollte es auch anders sein, der Weg führt erst mal steil bergan durch schönen Mischwald. Später durch hohes Farn, wo die Zecken nicht lange auf sich warten ließen. Kurz vor Badia Prataglia überraschte uns ein sehr heftiges Gewitter, das uns uns zwang die heutige Etappe zu beenden und erst morgen die längere Etappe nach La Verna zu gehen.

Dienstag, 26. Juni – Etappe nach La Verna – 18 Km

Herberge La Verna

Die Etappe begann mit einem übersehenem Wegzeichen. Ein Engel in Frauengestalt kam wie aus dem Nichts und wies uns die richtige Richtung. Der Wind blies die dunklen Regenwolken weg, später gesellte sich die Sonne dazu. Es ging wieder durch Mischwald und hohen Farn. Der Abstieg nach Rimbocchia war anstrengend. Nach einer Rast geht es 1124 Meter hoch zum Kloster La Verna. Der Märchenwald kurz vor La Verna entschädigt uns mit seinen traumhaft moosüberzogenen Felsen. La Verna ist ein Kraftort!! Hier gibt es ein Pilgerzimmer mit 13 Betten, sowie Dusche und WC. Wir hatten alles für uns alleine zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis: 50€ für Unterkunft , Abendessen und Frühstück für zwei müde Pilger. Beeindruckend ist auch der Blick von der Terrasse mit dem riesigen einfachen Kreuz. Hier empfing der Hl. Franziskus die Wundmale Jesu.

Terrasse La Verna

Mittwoch, 27. Juni – Etappe nach Capres Michelangelo 18 Km

Eremo di Castella

Heute Höhenunterschiede: 1130 m – 906m – 1241m – 520m -617 m

Wir gehen früh zur Laudes, danach frühstücken, es war reichhaltig und brechen dann auf nach Caprese. Schweißnass erreichen wir die Kapelle von Casella. Die Einsiedelei ist 1522 zum ersten Mal erwähnt. Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick ins Tibertal. Es geht eine breite Forststraße abwärts, später läuft man bis Lama nur noch Teerstraßen. Die letzten 2 Km bis Caprese aber wieder aufwärts. Wir besuchen das Geburtshaus Michelangelos sowie das Museum.

Donnerstag, 28. Juni – Etappe nach Sansepolcro 26 Km

Der Weg heute ist zuerst  hügelig, dann geht es abwärst über steinige Pfade zum Stausee Lago di Montedoglio, die Sonne brennt, der Traum vom Baden platzt, es gibt keinen Zugang zum See. Hier treffen wir die ersten deutschen Pilger, Doris und Doris, 74 und 79 Jahre alt. Mit ihnen pilgern wir die restlichen 11 Km zwischen sehr staubigen Tabakfeldern und Stausee. Durch die Hitze waren wir sehr müde.In Sansepolcro angekommen, retteten wir uns in einen Tankstellenkiosk wo wir zuerst unseren Durst stillten. Eine Unterkunft für uns vier ist schnell gefunden. Der späten Uhrzeit geschuldet, machen wir nur noch einen Erkundungsgang durch die Altstadt.

Freitag, 29. Juni – Etappe nach Montecasale – Selci Lama 24 Km

Als erstes holten wir die Altstadtbesichtigung von gestern nach. Der Dom war offen und sehenswert. Erst auf kleinen Sträßchen, dann ging es steil und steinig zum Kloster Montecasale, zum Glück im Wald gelegen. Wieder gab es einen tollen Blick ins Tibertal. Wir besichtigten die Klosteranlage und sind sehr beeindruckt. Außer dem Hl. Franziskus verweilten hier auch Antonius von Padua und Bonventura. Die Hitze strengte unseren Körper sehr an, wir beschlossen die Etappe in Selci Lama zu beenden.

Samstag, 30. Juni – Etappe nach Citta di Castello 8 Km

Bummeltag! Nur schlappe 8 Km in flacher Landschaft, über Felder und schon fast langweilig ist heute unsere Etappe. Wir machen einen halben Ruhetag in diesem schönen Städtchen, feiern im Dom eine Hochzeit mit und bekommen einen Stempel. In der Kirche San Francesco wurde der Künstler Raffael getauft. Spätmittelalterliche Paläste und Kirchen prägen das Stadtbild.

Sonntag,  1. Juli Etappe nach Pieve dei Saddi 24 Km

Kirche und Herberge/ Pieve dei Saddi

Heute soll es heiß werden, zum Glück sind die Höhenunterschiede nicht mehr so gewaltig.Es ging hügelig auf und ab, meistens auf kleinen Teerstraßen. Es gab wenig Schatten und die Sonne mit 33°  brannte erbarmungslos auf uns herab. Die Kirche Pieve dei Saddi lud uns zum relaxen ein. In der Kirche befindet sich die Herberge, kochten für uns, was für ein Geschenk! Der Turm stammt aus dem 9. Jh., die Kirche mit Krypta ist 200 Jahre jünger.

Montag, 2. Juli Etappe nach Pietralunga 11 KM

Nach gutem Frühstück verabschiedeten wir uns von den Hospitaleros, füllten unsere Flaschen mit kühlem Quellwasser und brachen auf in die herrliche Natur, leider wieder auf kleinen Teerstraßen die von Wald umgeben waren bis Pietralunga. Da wir nach 11 Km schon am Ziel waren, überlegten wir weitere 15 Km zu gehen. Da uns pilgerfreundliches Frühstück morgens um 6 Uhr angeboten wurde, beschlossen wir in dieser schnuckeligen Altstadt zu bleiben.

Dienstag, 3. Juli Etappe nach Gubbio 26, 2 Km

Natur pur…

Wir waren früh auf den Beinen und der frische Morgenwind tat gut. Erst ging es bergan bis auf 612 m im Wald, an verlassenen Bauernhöfen vorbei. An einem schattigen Picknickplatz in Loreto legen wir Rast ein. Die letzten 8 km ging es auf Teerstraßen im Tal bei schwüler Mittagshitze bis zum Ziel. Eine geschichtsträchtige Stadt mit Charme.

Mittwoch, 4. Juli Etappe nach Biscina 21 Km

Um 7 Uhr rief der Pilgerweg, die Altstadt lag noch im Schatten, nur die Kirche San Francesco erstrahlte in der Sonne. Helmut’s Knie eiert und  ich habe eine Blase am kleinen Zeh. So sind wir die 6 Km nach Ponte d’ Assisi mit dem Bus gefahren um die heiße Teerstraße zu umgehen. Nun geht es wieder zu Fuß bergan weiter durch Wald bis zur Eremo San Pietro in Vigneto. Trotz negativer Kritik im Outdoor war die Herberge mit Hospitaleros besetzt. Wir hatten viel Spaß und zogen dann doch weiter da es erst 13 Uhr war. Es gab eine Bachüberquerung mit Seilen, die uns leicht viel, da der Wasserstand niedrig war. Bei höherem Wasserstand mag das anders sein.  Zum Schluß stand noch ein heftiger Anstieg nach Biscina vor uns, aber den haben wir dann morgen nicht mehr zu gehen. Außerdem wurde hier unser Traum vom Schwimmen war. Zur Unterkunft gehörte ein Schwimmbad.

Donnerstag, 5. Juli Etappe nach Valfabbrica 13 Km

Wegen schönen Frühstück im Freien, starten wir heute etwas später, umrunden das Casello di Biscina, der Weg geht abwärts, das Getreide wird eingefahren, so werden wir nicht nur vom trockenen Weg eingepudert. Die Staumauer vom Lago di Valfabbrica kann man aus der Ferne gut erkennen. Nachdem wir den Wald durchquert hatten, im Tal ankamen erfreute uns der Blick zurück zur Burg. 2 volle Stunden durchquerten wir das Tal bei 32° im Schatten auf Teerstraßen. Uffff!!! Valfabbrica  hat einen Mini-Altstadtkern, gerade richtig zum Erholen…

Freitag, 6. Juli Letzte Etappe nach Assisi 15 Km

Die letzte Etappe! Die Vorfreude ist riesig, dennoch pilgern wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge unserem Ziel entgegen. Heute noch einmal erleben wir hügelige Waldlanschaft….einfach wunderschön…. Beim ersten Blick auf die Basilika steht ein Kreuz am Wegrand wo schon viele Pilger ihre Steine ablegten. Zuerst gehen wir ein  Stück am Fluss Tescio entlang, später überqueren wir ihn auf einer historischen Brücke zum ehemaligen Benediktinerkloster Santa Croce, das heute ein Besucherzentrum beherbergt. Uns erwartet ein letzter Anstieg hoch nach Assisi. Wir durchschreiten das älteste Stadttor, die Porta S. Giacomo und erreichen gleich die Oberkirche der Basilika San Francesco. Im Gegensatz zu Santiago de Compostela dürfen hier die Pilger noch mit ihren Rucksäcken das Grab des Hl. Franziskus besuchen. Welch erhabenes Gefühl!

Auf das Testimonium wartend, feierten wir mit unseren  italienischen Pilgerfreunden  unter den Arkaden das Ankommen!

Es war ein Ankommen und Heimkommen zugleich, da uns die Stadt nicht mehr fremd war. Im Mai verbrachten wir vor unserem Aufbrechen nach Rieti 2 volle Tage in Assisi mit der  Trierer Jakobusbruderschaft. Sollten wir mit diesem Bericht Ihr Pilgerinteresse geweckt haben, verweisen wir auf die Pilgerberichte von Alfred Klas und Dr. Günter Willenborg.

Voller Vorfreude fiebern wir dem Monat Mai entgegen, wenn wir zusammen mit den Trierer Jakobusbrüdern von Rieti unser Ziel Rom erreichen werden.