Pilgern der St. Jakobusbruderschaft von Metz nach Vézelay 2013 Teil II Pont-à-Mousson -Toul

Inhaltsverzeichnis

20.-22. September 2013

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Zeitweise hätte man glauben können, dass die diesjährige Wegstrecke unserer Pilgerung  nach Vézelay unter keinem guten Stern stünde. Dem war nicht so, aber ich werde der Reihe nach erzählen. Angemeldet hatten sich 21 Mitglieder der Bruderschaft. Dafür, dass wir im letzten Jahr unseren Weg mit 7 Pilgern begannen, war dies eine erfreuliche Resonanz für die doch sehr aufwendige Planung.                                                                   Doch es erwies sich mehr als schwierig, für eine Gruppe dieser Größe eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Nach langem hin und her, schon fast glaubend es sei unmöglich, bescherte der Hl. Jakobus unserer Moni mit Père Jean Karabadumba, den Priester der Pfarrgemeinde Pompey. Mit folgenden Worten, versprach er uns zu helfen: „Ich werde euch mit offenen Armen empfangen, denn ich weiß, dass ich derjenige sein werde, der dadurch gesegnet wird. Abraham hat die Engel Gottes empfangen, und es war er selbst, der dadurch gesegnet wurde. Seid herzlich Willkommen!                                      Mit diesen Worten voller Gottvertrauen freuten wir uns auf unser Pilgerwochenende.

Doch dann brach die letzte Woche vor der Pilgerung an. Jeden Tag läutete das Telefon und Pilger meldeten sich ab. Einige wurden von der zu dieser Zeit kursierenden Erkältungswelle erwischt, andere mussten ihre Pflicht als Wahlhelfer bei der Bundestagswahl tun, die am gleichen Wochenende stattfand und wieder andere wurden Opfer der durch die Erkältungswelle nicht stattfindenden Fahrgemeinschaften von Trier nach Pont-à-Mousson.

Nun waren wir „nur“ noch 11 Pilger. Immerhin 4 mehr als im vergangenen Jahr.

Freitag, 20. September: Anreisetag in Pont-à-Mousson

Treffpunkt war das Hotel Bagatelle, wo wir, bis auf eine Dame, für diese Nacht untergebracht waren. Nach dem alle eingecheckt hatten, trafen wir uns, um gemeinsam die Stadt anzusehen.   Wir besichtigten die Prämonstratenser-Abtei, die heute ein Kulturzentrum ist.  045 Hervorzuheben sind die beiden beeindruckenden Treppenaufgänge mit einem gigantischen Kristall-Leuchter, sowie der schöne Garten außerhalb des Kreuzganges. 055  052  Wir besuchten die St. Martin- und St. Laurentkirche in der sich eine Christsutatue aus der Schule des Michelangelo aus dem 15. Jhd. befindet.

Im dort zugehörigen Pfarrhaus baten wir um den Pilgerstempel. Danach gingen wir zur Place Duroc zum gemeinsamen Abendessen mit interessanten Gesprächen und voller Vorfreude auf den morgigen Tag. Die schon etwas müderen Pilger suchten danach ihr Bettchen auf, doch einige genossen noch das Nachtleben der Stadt.  064

Samstag, 21. September 1. Etappe – Pont-à-Mousson – Pompey ca. 26 Km

Nach kl. franz. Frühstück suchten wir um 8 Uhr die St. Laurent Kirche auf, um uns mit einem Wortgottesdienst auf unsere Pilgerung einzustimmen. Danach machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, wo wir noch die Pilgerin erwarteten, die erst morgens anreisen konnte. Doch leider warteten wir vergebens. Weder kam sie, noch meldete sich sich ab. Sehr schade!

Nun waren wir nur noch ZEHN!

Ursprünglich war geplant PaM nicht über den ausgeschilderten Weg zu verlassen, da er ein Umweg ist. Doch Helmut entfernte sich ohne Abmeldung von der Gruppe in einen Supermarkt, und ich sah mich gezwungen, auf ihn zu warten. Zwischenzeitlich hatte Maria die Gruppe auf den Weg geführt, der ihr bekannt war. Dies bedeutete ca. 2 km „spazieren gehen“ als endlich wieder alle zusammen vereint waren. Es ging bergan bis Montauville. Unser Weg führte uns an der leider geschlossenen Kirche vorbei, bergauf in den Wald. Durch schön herbstlich gefärbten Laubwald folgten wir dem Gelb-Weiß markierten Wanderweg GR5. Ausgerechnet an diesem Tag fand eine Treibjagd statt. Wir gingen mit gemischten Gefühlen an den Jägern vorbei und hofften insgeheim dass ihnen kein Tier unter die Flinte lief. Doch Moni und Maria hatten noch andere Gedanken. Sie hofften, von Jäger zu Jäger, dass er der letzte in der langen Reihe der Jäger sei, weil……….Als der letzte bestätigte, dass er der Letzte sei, trauten sie sich……. und siehe da!!!……… sie waren doch nicht alleine…… Plötzlich machte etwas „Klick“ und folgendes Foto entstand.  078a Immer dem Waldweg folgend trafen wir kurz vor dem Ortseingang von Jezainville auf ein schönes altes Wegkreuz. Nach kurzer Rast ging es hinab ins Dorf, an der Kirche vorbei, über eine alte Steinbrücke die den Eschbach überspannte.                                                      Wir pilgerten über die Route de Dieulouard, vorbei an den hier typischen Kalkrasen, den Berg hinauf, immer am Waldrand vorbei bis zur Abzweigung der kl. Chapelle de Notre Dame, die hoch über dem Dorf trohnt, mit herrlicher Aussicht auf die Mosel. 107 112 Ein Ort, geschaffen für unsere nächste spirituelle Statio.                                                           Noch mit dem gesungenen „Vater Unser“ von Hanne Haller auf den Lippen, stiegen wir über einen steilen Wiesenweg hinab in den Ort. Im Vorbeigehen erblickten wir den Wegweiser nach Nancy und K.-Heinz bemerkte, dass unser Weg hier nachher weiter führt. Aber zuerst wollten wir uns den Ort ansehen, die Kirche besuchen, sowie den Pilgerstempel vom Curé in den Pilgerausweis geben lassen. Die Mittagspause genossen wir im Innenhof eines schönen Dorfgasthauses. Sie fiel länger aus als geplant. Ohne uns Gedanken über den weiteren Wegverlauf zu machen, gingen wir zu der von uns gesehenen Wegmarkierung in Richtung Nancy.         Nach etwa 1,5 km steil bergan fragten uns Dorfbewohner wohin wir gingen. Auf unsere Antwort: “nach Toul”!, lachten sie und sagten, dass wir entgegengesetzt gehen würden, denn hier im Ort teilt sich der Wanderweg Metz-Nancy-Toul, was ja auch wusste, aber nicht anwandte.                                                      Einen dritten Umweg konnten wir uns leider aus Zeitgründen nicht mehr leisten. Schweren Herzens beschlossen wir über die Landstraße nach Pompey zu gehen, da wir sonst das Etappenziel erst nach Einbruch der Dunkelheit erreicht hätten. Eine unangenehme Strecke, wegen des sehr hohen Verkehrsaufkommen und des Asphalts der Straßendecke. Gegen 18 Uhr kamen die ersten in Pompey an.                                                                              Ich blieb weit hinter der Gruppe zurück, mir machte die starke Erkältung doch mehr zu schaffen, als ich zugeben wollte. Helmut fuhr nach seiner Ankunft  mit dem Auto den Weg ab und  fand mich an einer Bushaltestelle,  ich den nächsten Bus abgewartet hätte um die nur noch ca. 2 km zu fahren. Zu Fuß hätte ich sie nicht mehr bewältigen können.

Tevion DC-14

Curé Jean-Berchmans Karabadumba
Priester in Pompey

Bevor wir zum endgültigen Etappenziel, der Sporthalle in Frouard aufbrachen, schauten wir im Pfarrhaus bei Père Jean vorbei, um ihn zum gemeinsamen Abendessen einzuladen. Ohne ihn wäre dieses Etappenziel unmöglich gewesen.       An der Sporthalle angekommen, empfing uns Sabine, eine hier ansässige, gebürtige Saarländerin, die keine 10 Km von meinem Wohnort wohnte.                             War es Zufall oder ein Werk unseres Freundes Jakobus? Sie empfing uns freundlich in Vertretung des Bürgermeisters. Wir überreichten Ihr unser Gastgeschenk und sie versprach, auch mit uns gemeinsam das Abendessen einzunehmen. Im algerischen Restaurant Le Palace dinierten wir vorzüglich, was wir uns auch nach diesem Tag verdient hatten. 133  137 Rechtschaffen müde begaben wir uns in unseren Schlafsaal, welcher sehr komfortabel gepolstert war und wo es trotzdem, dass es eine Sporthalle war, Privatatmosphäre gab.

Sonntag, 22. September – 2. Etappe Pompey – Toul ca. 26 Km

Ausgeschlafen, gut erholt und frohen Mutes überquerten wir noch einmal die Moselbrücke zurück nach Pompey, um mit Père Jean die hl. Messe zu feiern und uns danach für die kommende Tagesetappe mit leckerem Frühstück ausgiebig zu stärken.                               Wir versammelten uns um den Altar der Pfarrkirche Saint Euchaire, einem wahren Kleinod, um einen sehr persönlichen, andächtigen nur für uns gehaltenen Gottesdienst zu feiern.

148   149                                                                               Am  Ende der Messfeier segnete Moni unseren fürsorglichen Père Jean.

Während wir die hl. Messe feierten, bereiteten uns die beiden guten Geister des Père Jean, Raymonde et Madeleine das Frühstück im Pfarrsaal zu.

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Wir wollten noch sehr gerne bleiben, doch der Weg rief. Es war schon spät.                   Etwas wehmütig verabschiedetenn wir uns von diesen wertvollen Menschen, aber mit dem Versprechen, ihrer Einladung zu einem gemeinsamen Pilgeressen zu folgen, das am Vorabend unserer Pilgeretappe 2014 Toul – Vaucouleurs stattfinden soll.

Die durch die Umwege doch überlange Etappe des letzten Tages, sowie der Tatsache Rechnung tragend, dass wir zu lange frühstückten und noch fast 27 Km laufen müssten, brachten uns auf die Idee, dass wir mit dem Auto einige Kilometer vorfahren könnten. So könnten wir die Kathedrale in Toul vor ihrer Schließung erreichen und somit den Abschlussstempel der diesjährigen Etappe erhalten.

So fuhr ich, da ich heute wegen meiner Erkältung nicht mehr mitpilgerte, drei mal hin- und her bis ich alle in Liverdun am Bahnhof absetzt hatte. Dies waren genau die 5 Km, die Pompey vom ausgezeichneten Pilgerweg trennten und somit sowieso Umweg waren.      Nun waren sie wieder auf dem beschilderten Weg.                                                            Während die Pilger sich die vielen Treppenstufen hinauf zur Altstadt von Liverdun hoch mühten, fuhr ich wieder nach Pompey zurück, um die Schlafutensilien im Auto zu verstauen und Walter einzusammeln, der in der gleichen Zeit den Damen dabei half, den Pfarrsaal wieder aufzuräumen.                                                                                                          Er konnte wegen zu starker Schmerzen beim Gehen auch nicht weiter mitpilgern. Gegen Mittag wollten wir dann im Moseltal wieder mit der Gruppe zusammentreffen, um sie mit was Essbarem zu versorgen.

Zu gerne wären wir bei ihnen gewesen, um das mittelalterliche Liverdun zu erkunden und danach den sehr abwechslungsreichen Weg zu pilgern, der sie mit zuerst schönen Ausblicken auf die Mosel belohnte, sie dann mit herbstlich gefärbtem Laubwald und vielen Brombeeren zum Naschen einlud; sie über eine idyllische Brücke über die Moselbucht führte, um sie dann über Feld und Flur, sich erfreuend an Blumen, Rindern und Rehen bergan steigen zu lassen, um Villey-Saint-Etiénne zu  erreichen.

187a  Oben im Ort angekommen, fanden wir sie am Rathaus sitzend.                                          Diese Pause hatten sie sich verdient nach dieser Anhöhe. Freudig begrüßten sie auch die mitgebrachte Verpflegung.                                                                                                                Im Ort war an diesem Tag ein Mittelalterfest mit großem Umzug und Feier in allen Straßen, wie man uns erzählte. Wir erhielten freundliche Einladungen zum Mitfeiern, aber leider reichte dazu die Zeit nicht aus.                                                                                              Die Gruppe rüstete sich zum Aufbruch und Walter und ich machten uns auf den Weg, um oben im Wald beim Fort du Vieux Canton, den Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert, die Toul auch noch im 1. Weltkrieg schützten, eine geeignete Stelle zu suchen, an der wir eine hl. Messe im Freien feiern wollten, bevor wir Toul erreichten.                                 Martin Lörsch, Spiritual unserer Jakobusbruderschaft kam eigens dafür aus Trier, um uns diese Freude zu bereiten.                                                                                                    Zusammen fanden wir eine geeignete Stelle unter hohen Laubbäumen mit einem langen Baumstamm als Kirchenbank in dieser wunderschönen Naturkathedrale. 197a  205 203   206 Der mitgebrachte „Altar“ war schnell aufgebaut. Nun brauchten nur noch die Pilger zu kommen. Sie wussten zwar, dass es noch eine Messe geben würde, aber nicht wo. Als die Gruppe nahte, konnten wir ihre Begeisterung über den wundervollen Ort voller Stille und Andacht  hören. Die sonst in Kirchen zu hörende Orgelmusik war an diesem Ort das Vogelgezwitscher und der Wind in den Baumwipfeln. Erwartungsvoll  mit Freude in Herz und Augen feierten wir unsere ganz eigene Pilgermesse, bei der jeder Teilnehmer persönlich seine Bitten vorbringen konnte. Alle waren berührt von diesem Geschenk das Martin uns machte.

Nachdem unser Martin Lörsch jedem einen ganz individuellen „Pilgerstempel“ ins Credencial schrieb und ihnen noch einen guten Restweg, sowie  gute Ankunft in Toul wünschte, verabschiedete sich die Pilgergruppe zum letzten Teilstück des diesjährigen Weges.

Wir nicht Mitpilgernde räumten wieder alles zusammen, verabschiedeten uns und fuhren ein jeder zu seinem Ziel. Martin nach Trier und Walter und ich nach Toul, um dort die Gruppe zu empfangen. Die ihrerseits gingen zwischenzeitlich zuerst weiter an den Festungsanlagen vorbei, immer den Waldwegen folgend. Beim Verlassen des Waldes stießen sie auf einen Ponyhof und von da an hatte die Zivilisation sie wieder. Es folgte ein großes Industriegebiet, das sie bis zu den Vororten von Toul begleitete. Ein sehr schönes Teilstück war noch der alte Treidelpfad des Rhein-Marne-Kanals bis zur Schleuse, der sie zu den Resten der Vaubanschen Befestigungsanlage von Toul führte. Dem alten Wallgraben folgend über eine Brücke, betraten sie die Stadt durch die Porte de Metz. Nun war es bis zur Kathedrale nicht mehr weit. 213  216 Pünktlich, 10 Minuten vor Schließung der Kathedrale bekamen alle ihren Stempel und durften sogar noch die Kirche besichtigten. Die Bediensteten machten eine Ausnahme.

Überglücklich dankten wir mit einem Schlussgebet und dem gesungenen Ultreia vor dem Hauptportal der Kathedrale  für die diesjährigen Wegeetappen unserer Pilgerung nach Vézelay, die dann letztendlich doch unter  einem guten Stern der Milchstraße stand  “du chemin des étoiles de notre apôtre st. jacques”.

Vor einem Bistro neben dem place de la cathedrale tranken wir noch unser „Anlegerbier“, so wie wir es im letzten Jahr auch taten, freuten uns über das Erlebte und Gesehene. Alle waren sich einig, auch im nächsten Jahr dabei zu sein auf den Etappen bis Joinville.

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Karl-Heinz, Horst, Helmut, Isolde, Walter, Gerd
Helmut, Maria, Monika, Mary

Quelle Fotos: Maria u. Helmut Hartnagel, Mary u. Horst Schneider, Monika Blahova, Isolde Bilsdorfer                                                                                              Autor: Isolde Bilsdorfer