1. Etappe: Samstag, 23. September 2012 von Metz nach Novéant-sur-Moselle ca. 15 km.
Zusammen waren wir 6 Pilger, die eine Fahrgemeinschaft in 2 Autos bildeten. Den 7. Pilger wollten wir in Metz treffen.
Eine Gruppe fuhr in Trier los, die andere kam aus dem Saarland. Wir trafen uns in Novéant-sur-Moselle am Rathaus um dort unsere Schlafutensilien abzustellen.
Der Bürgermeister M. Patrick Messein und sein Stellvertreter M. A´llemande erwarteten uns bereits.
Die Begrüßung war sehr herzlich.
Sie zeigten uns unseren Übernachtungssaal und wie sich dann raustellte, hatten sie extra für uns Feldbetten angeschafft, damit wir nicht auf den Isomatten auf dem Fußboden schlafen mussten. Das war eine schöne Geste!
Nach der Schlüsselübergabe des Hauses, brachten wir unsere Autos nach Pont-à-Mousson zum Bahnhof um sie dort bis zum nächsten Tag abzustellen.
Mit dem Zug gings zurück nach Metz.
Dort erhofften wir unseren Jakobusbruder Gerd vor der Kathedrale St. Etienne zu treffen.
Wir hatten per E-mail verabredet dass wir uns kurz nach 11 Uhr treffen wollten. Leider war der Fußweg vom Bahnhof aber sehr viel länger als erwartet und wir kamen mit Verspätung am Dom an. Von unserem Mitpilger war nichts zu sehen.
So besuchten wir die Kathedrale, wollten die Credenciale abstempeln lassen soweit vorhanden, denn einige wurden in Trier vergessen.
In der Kathedrale betrachteten wir leider nicht nur die Schönheiten dieser Kirche, sondern mehr unsere Mitmenschen in der Hoffnung darauf, dass unser Mitpilger unten sei. Doch leider war dem nicht so.
Ratlos warteten wir auf dem Domplatz, der sehr unübersichtlich war, weil Markttag war. Doch unser Jakobusbruder kam nicht.
Wir beschlossen uns in der Markthalle mit Proviant zu versorgen und auch dort die Augen offen zu halten.
Wir kehrten noch einmal zum Treffpunkt zurück, aber auch diesmal war er dort nicht anzutreffen.
Nachdem Markus erfolglos den Pfarrer der Heimatgemeinde kontaktierte gaben wir auf. Alles Spekulieren auf sein Fernbleiben half uns nicht weiter, so beschlossen wir uns in einem Café zu stärken und uns dann auf den Weg zu begeben.
Nachdem der Wirt es uns erlaubte, verzehrten wir unser erstes „Pilgermenue“, bestehend aus mitgebrachten und dazugekauften Leckereien Wurst, Käse, Kaffee und sogar einen kl. Käsekuchen. Und das Alles, ohne bisher nur einen Kilometer gepilgert zu sein.
Danach gingen wir noch einmal zurück zum Dom. Markus erklärte uns einen Teil der Figuren am Portal, zeigte uns den hl. Clemens, den 1. Bischof von Metz und erzählte uns seine Legende.
Eine Jakobusfigur fanden wir leider nicht, ich las erst später, dass er uns von der Westfassade, als vierter von rechts mit der Muschel und dem Schwert seines Martyriums, gegrüßt hätte.
Ebenfalls an der Westfront der Kathedrale befindet sich in der unteren Reihe von Heiligenfiguren unter der großen Fensterrose (11 m Durchmesser!) eine Jakobusdarstellung (Dritter von rechts). Unweit der Kathedrale, in den „Museen des Goldenen Hofes“ steht eine Jakobusfigur aus Stein aus dem 15. Jahrhundert.
„Unser Heiliger“, war uns aber trotzdem gut gesinnt, hielt seine Hand schon über uns, denn plötzlich sahen wir aus einiger Entfernung einen Pilger, der sich schnellen Schrittes dem Domplatz näherte.
Und siehe da……… es war unser sehnlichst erwarteter Mitpilger Gerd.
Unbekümmert und fröhlich kam er auf uns zu um uns alle zu begrüßen.
Wir waren sprachlos. Er erklärte uns dann, dass er gar nicht in Metz übernachtete so wie wir es annahmen. Sein Zug traf jetzt erst ein und er kam direkt vom Bahnhof.
Jakobusschwester Mechthild fand, dass dies nun einen Schnaps wert sei und packe die Flasche aus, die sie im Rucksack trug.
Nun konnte unser Pilgerweg beginnen.
Wir verließen Metz über den Domplatz, gingen hinunter zum Kanal, durch einen schönen Park, an den Metzer Sportanlagen vorbei um auf den Fernwanderweg Metz- Nancy zu gelangen. Für die nächsten 10 km bis wir auf die Landstraße nach Ars-sur-Moselle stießen, lag ein Moselkanal stets rechts neben uns.
Bei idealem Wetter ließen wir uns einnehmen von der Stimmung die dieser Weg preisgab. Die Bäume begannen sich bereits leicht herbstlich einzufärben, das Wasser stand fast bewegungslos und dazu gab es ein sehr stimmungsvolles Licht.
Wir beteten zusammen den Rosenkranz und kurz bevor wir diesen schönen Weg verließen, legten wir nach fast 2 Stunden die 1. Rast ein.
Wieder teilten wir unsere Vorräte. Als Nachtisch hielt Mechthild eine weitere Überraschung aus ihrem Supermarktrucksack bereit. Es war ein Himbeerlikör.
Nun fürte uns der Weg zuerst über den Moselkanal um gleich wieder links von der Landstraße abzubiegen. Ars-sur-Moselle lag auf der rechten Seite unseres Weges hinter den Bahngleisen, wir betraten es nicht.Bald wanderten wir an einem Schrottplatz vorbei, auf dem sehr alte Autos darauf warteten, dass ihnen vielleicht wieder zu ihrer ursprünglichen Bestimmung verholfen wird, und sie als Oldtimer nochmals auf den Straßen brillieren dürfen.
Nach kurzer Zeit stießen wir auf die Mosel die nun bis zu unserem Ziel zu unserer linken Seite floss. Auf der rechten Seite passierten wir Teile eines alten römischen Aquäduktesdas Metz zu römischer Zeit mit Wasser versorgte. Da wir in Ancy-sur-Moselle nicht für 1,3 km neben derLandstraße weitergehen wollten, auf der der Jakobsweg verläuft, beschlossen wir auf dem Fernwanderweg neben der Mosel zu bleiben und erst in Dornot wieder auf unseren beschriebenen Weg zu treffen.
Auch hier war der Weg sehr stimmungsvoll. Er verlief durch einen sehr schönen Wald, auf dem man noch die alten Holzbohlen des ehemaligen Treidelpfades zu erkennen konnte.
Wir passierten eine alte Schleuse.
Eine Pilgerin hatte Probleme mit ihren neuen Schuhen die noch nicht richtig eingelaufen waren, und so blieben sie und ich etwas zurück.
Kurz vor Dornot war die Gruppe sehr weit auseinandergezogen.
Wir hätten die Eisenbahn überqueren müssen, aber ein Teil der Gruppe hörte unser Rufen und Pfeifen nicht mehr. So folgten wir ihnen obwohl wir wussten dass es nicht der richtige Weg war. Die Richtung stimmte, es war also kein Umweg wenn wir geradeaus weitergingen. Der Waldweg verlor sich bald auf einer Wiese, die sich schon bald als kniehohes Gras, Wildkräuter, Gestrüpp und Hecken auswuchs. Auch waren wir stellenweise so dicht am Ufer der Mosel dass nur ein falscher Schritt ausgereicht hätte ins Wasser abzurutschen.
Wir stellten uns vor, was noch so alles an Überraschungen passiern könnte, zum Beispiel, Regen, Gewitter, Dunkelheit, Nebel, etc. etc. was uns veranlasste unsere Anspannung mit einem weiteren Schlückchen aus Mechtshilds Flasche zu besänftigen. Zu dritt folgten wir unseren Mitpilgern die uns wenigstens den Weg etwas bereitet hatten. Es gab einige Stellen an denen wir sehr aufpassen mussten dass wir nicht im Fluß landeten.
Ich hatte echte Zweifel ob die Entscheidung, diesem Weg zu folgen, eine gute Idee war.
Doch Jakobus entzog uns seine Hand nicht. Nach einem kurzen aber sehr engen Pfad war der „Urwald“ zu Ende und der Rest der Gruppe erwartete uns schon fast am Ortseingang von Novéant-sur-Moselle.
Im örtlichen Lebensmittelladen wurde noch schnell der Messwein gekauft den wir für den nächsten Morgen benötigten, damit wir die hl. Messe feiern konnten.
Die letzten paar hundert Meter waren nun schnell zurückgelegt. Wir erreichten das Rathaus und somit auch unsere Unterkunft für diese Nacht. Der Bürgermeister und sein Stellvertreter hatten schon für uns die Betten aufgeschlagen, so dass wir nur noch die Schlafsäcke auszubreiten brauchten.
Duschen gab es zwar keine, aber dafür schön heißes Wasser in den Sanitäranlagen mit Waschgelegenheit.
Da wir ja keine Wäsche zu waschen hatten, konnten wir uns gleich der Körperhygiene widmen. Bald waren alle bereit sich auf den Weg zum Abendessen zu machen, was bedeutete dass wir nochmals ca. 2,4 km nach Corny-sur- Moselle gehen mussten.
Beim Durchqueren des Ortes trafen wir zufällig den Bürgermeister vor seinem Wohnhaus und wechselten im Vorbeigehen einige freundliche Worte. Er wünschte uns einen guten Appetit.
Doch Ute und Mechthild blieben bei ihm stehen um sich weiter zu unterhalten.
Wolfgang und ich staunten nicht schlecht als kurze Zeit danach, neben uns ein Auto hielt.
Und wer saß drin? –Ute und Mechthild!!!!
Irgendwie hatten sie das Herz des Bürgermeisters erweichen können, so dass er anbot sie ins Restaurant „Le Campagnol“ zu fahren.
Auf das Angebot zu ihnen in den Wagen zu steigen, ging ich sofort ein, denn schließlich gehörte dieser Weg ja nicht mehr zu unserem Pilgerweg.
Die Herren unserer Gruppe zogen es dennoch vor zu Fuß zu gehen.
Am Restaurant angekommen, begleitete uns M. Messein noch hinein und übergab uns mit freundlichen Worten an den Kellner, der uns zu unserem reservierten Platz brachte.
Nach gefühlten „Stunden“ später , erschienen unsere Mitpilger.
Wir hatten alle ordentlichen Hunger, der mit einem sehr guten Essen, begleitet von ausgezeichnetem Wein gestillt wurde. Es war ein sehr harmonischer Abend. Das Abendessen trainierten wir schon auf dem Heimweg wieder ab, den wir Frauen nun auch zu Fuß zurücklegen mussten.
Im Schlafsaal angekommen, ließen wir den Tag nocheinmal „Revue“ passieren, plauderten noch über dieses und jenes und fanden schließlich alle unsere verdiente Nachtruhe.
Sonntag, 24. September 2012
2. Etappe – Novéant-sur-Moselle – Pont-à-Mousson ca. 20 km
Der Vorteil eines einzigen Schlafraumes liegt eindeutig darin, dass wirklich alle sehr früh aufwachen.
Noch vor 7 Uhr am Morgen waren die ersten im Bad, und bis 8 Uhr waren alle fertig angezogen, die Betten abgebaut, der Boden gefegt und die Tische zurechtgerückt für unseren Gottesdienst, den wir bewusst dort abhalten wollten, wo wir uns den Schlafsaal geteilt hatten und später auch noch das Frühstück gemeinsam einnehmen würden.
Es war ein sehr ergreifender Gottesdienst, in dem Markus die Gemeinschaft des gestrigen Tages und unseren Pilgerweg wieder aufgriff.
Seit langem hatte ich an keinem Gottesdienst mehr teilgenommen, der so persönlich war.
Gegen 9 Uhr erschienen unsere beiden „Engel“, in Gestalt des Bürgermeisters und M A’llemande, beladen mit großen Tüten. Sie luden uns zum Frühstück ein, das sie organisiert hatten.
Kaffee, Saft, Crossantes und andere süße Teilchen.
M. Messein spricht die Deutsche Sprache. So hatten wir Gelegenheit uns besser kennen zu lernen und uns über die Deutsch-Französiche Geschichte unterhalten.
Als Dank für ihre herzliche Gastfreudlichkeit hatten wir ein Gastgeschenk mitgebracht das wir ihnen überreichten.
Zu unserer Überraschung erhielten wir auch ein Andenken an diese „Herberge“ und ihre Beiden für uns Pilger sicherlich unvergessliche Herbergsväter.
Danach wurde es “amtlich”. Der Bürgermeister bat uns in sein Büro, legte seine Schärpe, als Zeichen seines Amtes, um und stempelte mit Sorgfalt unsere Credenciale ab.
Dies war eine große Ehre für uns, und bereitete auch ihm echte Freude wie wir alle sehen konnten.
Wir besichtigten noch die oberen Räume des Rathauses und hatten dann noch die Gelegenheit die Pfarrkirche zu besichtigen, dessen Schlüssel auch in der Hand des Bürgermeisters war.
Eine sehr gepflegte Pfarrkirche, die in Neoklassizistischem- Stil erbaut und Saint Genest geweiht ist.
Wir verabschiedeten uns von unseren Gastgebern, kauften noch Lebensmittel für die Mittagspause, gingen noch einmal zurück zur Unterkunft, nahmen unsere Rucksäcke um gleich hinter dem Rathaus über eine kl. Brücke zum Ausgang des Ortes auf einen steil ansteigenden Weg zu wechseln, der uns unterhalb der Weinberge, vorbei an einem alten Steinkreuz und mit schönem Ausblick ins Moseltal bis nach Arnaville führte.
Beim Anblick der Kirche, die geschlossen war, konnte man den direkten Vergleich anstellen zwischen der hiesigen Kirche und der in Novéant.
Diese hier, hatte ihre besten Zeiten hinter sich, wir konnten sie nicht besichtigen, sie war renovierungsbedürftig und geschlossen.
Wir überschritten hier eine historische Grenze, in der sich noch ein Gesetz aus früheren Zeiten erhält, in der die Priester vom Staat bezahlt werden und die Kirchen auch auf Staatskosten in Stand gehalten werden.
Gleich gegenüber der Kirche verließen wir Arnaville auch schon wieder durch einen Durchgang in einem Haus, in eine kl. abschüssige Gasse die uns über die Brücke des kleinen Baches Rupt de Mad in den Wald führte. An einem kl. idyllischen Kanalentlang, wieder mit Treidelpfad, gingen wir bis wir wieder auf die Mosel stießen.
Auf dem Damm einer ehemaligen Schmalspurbahn, bei der man noch das Holz der Gleise erkennen konnte, vorbei an einer alten nicht mehr genutzten Schleuse, kamen wir nach Überquerung einer modernen Brücke in den Ort Pagny-sur-Moselle.
Die Pilgergruppe ist heute sehr weit auseinandergezogen. Die Herren weit voraus und die Damen mit gehörigem Abstand dahinter. An ein gemeinsames Rosenkranzgebet oder Meditation ist nicht zu denken. Aber jeder kann seinen eigenen Gedanken nachhängen und ganz persönlich mit den Füßen beten.
Mich faszinierte das Lichtspiel mit den Wolken und der Sonne, verbunden mit dem ruhig fließendem Wasser der Mosel. Ich spürte eine innere Ruhe. So hätte ich noch lange weiterlaufen können.
Doch es meldete sich der Hunger und somit wurde ein Rastplatz gesucht, den wir auf dem Dorfplatz vor einer alten Schule mit Kriegerdenkmal von 1914-1918 fanden.
Ein neu gestalteter Platz mir 2 großen Granitbänken, für uns wie geschaffen. Ein letztes Mal teilten wir unser Essen und ruhten ein wenig aus.
Danach führte unser Weg steil bergan auf einem schlechten Feldweg mit dicken Steinen die keine Wohltat für die Füße waren.
So erreichten wir das Dörfchen Vandièrs nach etwa 1 ½ Stunden. Der Ort war schnell durchschritten. Es ging gleich wieder hinauf in einen Wald, von wo aus man schon herrliche Blicke auf Pont-à- Mousson genießen konnte wenn die Bäume die Sicht freigaben. Dieser Waldweg nennt sich „Chemin de Rieupt“.
Es gab drei verschiedene Varianten in die Stadt zu gehen. Wir entschlossen uns zum kürzesten, der mit 35 min. angegeben war.
Immer bergab bis in die Stadt. Wir trafen auf die höher gelegene Bahnlinie und gingen unterhalb neben ihr her bis zur Brücke die über die Bahngleise und somit zum Parkplatz und zu unseren Autos führte.
Eine Bar mit Sitzgelegenheit auf dem Bürgersteig kam uns gerade recht. Dort beendeten wir unseren Pilgerweg für dieses Jahr.
Mit einem „Anlegerbier“ stießen wir an auf die zwei wirklich gelungene Etappen unseres Weges nach Vezelay.
Den fehlenden Stempel im Credencial, sowie die Stadtbesichtigung von Pont-à-Mousson verschieben wir auf den Herbst 2013 wenn wir von dort aus aufbrechen zur nächsten Etappe auf unserem Weg nach Vézelay.
Zu den Autos waren es nur noch wenige Meter über die Brücke.
Wir fuhren zurück nach Novéant, luden unsere Schlafutensilien wieder in die Autos, warfen den Schlüssel in den Briefkasten, verabschiedeten uns herzlich im Bewusstsein, dass wir diesen Weg zusammen fortsetzen werden.