Merzig, Mettlach und Perl sind jetzt Teil des berühmtesten Pilgerweges der Welt

Merzig, Mettlach und Perl sind jetzt Teil des berühmtesten Pilgerweges der Welt

Merzig Rund 37 Kilometer lang ist die neue Zuwegung, auf der Pilger künftig den weltbekannten Jakobsweg erreichen können. Die Strecke startet in der Kreisstadt Merzig, führt über die Gemeinde Mettlach und endet in der Gemeinde Perl

von Margit Stark – Saarbrücker Zeitung vom 12.3.2023

Im Glanz der Sonne scheint sich die Saar wie ein silbernes Band durch die Landschaft zu ziehen – so fantastisch ist der Ausblick, der sich von der Merziger Kreuzbergkapelle aus bietet. Längst ist die kleine Kirche, die über den Dächern der Kreisstadt thront, ein beliebter Favorit unter den Ausflugsorten – nicht nur im Sommer. Jetzt kommt der Kapelle eine weitere Ehre zu teil: Sie ist ein Etappenziel auf der neuen Zuwegung zum Jakobsweg. Diese rund 37 Kilometer lange Route beginnt an der Pfarrkirche Sankt Peter in Merzig.

Die traumhaft schöne Strecke führt über mehrere Wanderwege, vorbei an der Pfarr- und Wall­fahrtskirche St. Lutwinus in Mettlach und der Orscholzer Kirche St. Nikolaus. Durch die Kesslinger Schleife geht es weiter durch Borg und Perl bis nach Frankreich. Am Samstag, 23. März, nimmt die St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland nach den Worten ihrer Präsidentin Birgit Heinrich dieses neue Teilstück in Besitz.

Von Merzig nach Santiago de Compostela Viel Arbeit „bis alles perfekt war“

„Eineinhalb Jahre haben wir daran gearbeitet, bis alles bis ins Detail perfekt war“, zieht Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland Tourismus GmbH (STG), Bilanz über die Ge­meinschaftsproduktion. Die Anregung für das Projekt kam laut Klein von Merzigs Ober­bürger­­meister Marcus Hoffeld (CDU). „Er hatte mich angesprochen, ob es nicht möglich wäre, eine Verbindung von der Kreisstadt zum Jakobsweg an der Obermosel zu schlagen“, erzählt er. Den Gedanken in Spiel gebracht hatte nach dem Bekunden des Verwaltungschefs Karin Hans aus Merzig.

Fasziniert von dieser Idee habe der Cheftouristiker des Kreises nach Verbündeten gesucht, um den Einfall in die Realität umzusetzen – zunächst in der Perler Gemeindeverwaltung. Die Zuständigen im Rathaus hätten ihm den Tipp gegeben, auch die St. Jakobus-Gesellschaft mit ins Boot zu holen. Nur zu gerne sagten deren Präsidentin Birgit Heinrich und die beiden Mit­glieder aus Kesslingen, Peter Kessler und Franz-Wilhelm Babitsch, zu. Die beiden Männer von der Kulturinsel Jakobus hatten ein paar Jahre zuvor mit Gleichgesinnten eine Abzwei­gung des Jakobsweges nach Kesslingen geschaffen. Ihr Ziel: Fremden die Besonderheiten des Ortes nahe zu bringen. Dieses Engagement hat sie laut Klein prädestiniert, in dem Projekt mitzuarbeiten.

„Durch die Hinweise auf geeignete Mitstreiter wurde ein sehr positiver Kaskadeneffekt in Gang gesetzt“, kommentiert er die Zusammenarbeit der drei Kommunen, des Landkreises und der Ehrenamtlichen der Gesellschaft. So geht Swen Deutsch, der Wegewart des Kreises, mit auf Tour, um die Strecke zu kennzeichnen. „Für unser gemeinsames Projekt haben Birgit Leidinger und ich ein Logo entwickelt.“, verrät der Geschäftsführer der STG. Leitet auf dem Jakobsweg selbst eine gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund Pilger zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostella, so haben die beiden die Farbkombination umgedreht: In sattem Blau erstrahlt die Muschel auf sonnengelbem Untergrund. Ob Original oder nur Zubringer im Saarschleifenland: „Ein Weg muss so markiert werden, dass auch ortsfremde Wanderer ohne Kartenmaterial ihm folgen können“, sagt der Geschäftsführer der Kreis-Tourismusgesellschaft.

„Für die rund 37 Kilometer haben wir keinen neuen Wanderweg ausgewiesen, sondern bestehende dafür genutzt“, sagt Peter Klein. Als Beispiele nennt er den Wolfsweg in Merzig und den Rundwanderweg durch das Steinbachtal in der Gemeinde Mettlach. Auf Kesslinger Seite werben Vereinsvorsitzender Peter Kessler und sein Stellvertreter Franz-Wilhelm Babitsch für die Schleife. Die Friedens-Eiche von 1871 zählen sie als Besonderheit auf, die Jakobus-Kapelle, das Arma-Kreuz, den Jakobs-Brunnen und das alte Milchhäuschen.

Ende vergangenen Jahres hat die Gemeinde Perl laut Kessler den Leuten von der Kulturinsel den Zuschlag gegeben, das Gebäude zu erwerben. Jetzt soll es erst einmal renoviert werden. Die Kesslinger können sich gut gut vorstellen, einen Infotreff und eine Herberge für Wan­derer einzurichten.

Merzig als Teil des berühmtesten Wanderwegs der Welt

Jetzt sehen die drei Verwaltungschefs der Kommunen, Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, Birgit Heinrich, Präsidentin der St. Jakobus-Gesellschaft und Geschäftsführer Peter Klein der Eröffnung entgegen. Laut Heinrich sind es nicht nur religiöse Gründe, die Pilger auf den Jakobsweg führt. „Hier ist der Weg das Ziel, auf dem man den Alltagsdruck hinter sich lassen und sich selbst finden kann“, sagt sie. Nach Ansicht von Daniela Schlegel-Friedrich wird der kleine Abschnitt in der Gemeinde Perl bereits jetzt als Teil des Jakobuswegs von Köln über Trier nach Metz und weiter Richtung Santiago gut begangen. „Mit der neuen offiziellen Zuwegung von Merzig nach Perl-Borg machen wir den Pilgern ein Angebot, länger in der Region zu verweilen“, ist sie sich sicher.

Nach Ansicht der drei Bürgermeister Ralf Uhlenbruch (Perl), Daniel Kiefer (Mettlach) und Marcus Hoffeld (Merzig) ist es eine großartige Sache, Teil des berühmtesten Pilgerweges der Welt zu sein. Ebenso wie Peter Klein sind sie davon überzeugt, dass die drei Kommunen profitieren werden. „Es war eine Super-Idee von Karin Hans“, lobt der Merziger OB seine Mitbürgerin.