Die Bedeutung Triers als Etappenziel

Trier als Stadt am Jakobsweg heute

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Auch Trier lag einst (und liegt heute) am Jakobsweg
von Dr. Walter Töpner

Mit der Renaissance des alten Pilgerweges zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela haben in den letzten Jahren Bemühungen eingesetzt, den Jakobskult in der deutschsprachigen Region zu erforschen und mehr über die Anschlusswege zu den großen französischen Pilgerstraßen in Erfahrung bringen. Die Verehrung des Heiligen Jakobus des Älteren hat durch die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels in Santiago de Compostela in ganz Europa und auch im Rheinland tiefe Spuren hinterlassen und erfährt durch das Zusammenwachsen Europas in der heutigen Zeit neuen Auftrieb.
Von Köln, der großen Verteilerstationen der Jakobspilger im Rheinland kommend suchten die Pilger den Anschluß zur Strasse von Limoges und von dort weiter nach Santiago de Compostela.   IMG_3035Dabei benutzten sie das rheinische Wegsystem im Dreieck der großen Wallfahrtsziele Köln, Aachen und Trier und von Trier aus den Zubringerweg nach Metz und Vézelay, wo sich der Ausgangspunkt einer der vier Hauptrouten in Frankreich, die Straße von Limoges befand. Auch an Rhein und Mosel sowie im Gebiet der Eifel verliefen also im Mittelalter die Routen der Pilger, die Verknüpfungen zu den den großen Pilgerstraßen in Frankreich hergestellt haben. Der Weg durch die Eifel berührt berühmte Orte wie Bad Münstereifel, Blankenheim und Prüm, in denen Spuren der Jakobspilger zu finden sind und die ich in meinem im Paulinus Verlag Trier erschienen Pilgerführer „Wege der Jakosbpilger“ beschrieben sind
Wer sich in Tier und Umgebung auf Entdeckungsreise begibt, wird schnell fündig. Gegen Ende des 14. Jh. war Trier durch die Wallfahrten zu St. Matthias und des Hl. Rockes einer der sieben rheinischen Hauptwallfahrtsorte neben Köln, Aachen und Düsseldorf und somit auch ein religiöser Anziehungspunkt für Jakobspilger, die gerne die Gräber und Reliquien von Heiligen aufsuchten. Trier war aber nicht nur selbst ein berühmter Wallfahrtsort, sondern wegen seiner verkehrsstrategisch günstigen Lage auch Etappenziel und Durchgangsstation für die Pilger von und nach Santiago de Compostela.                        Zuerst war Kirche von St. Matthias mit ihren Apostelreliquien und Bischofsgräbern das Hauptziel der Pilger im Mittelalter; nach der Erhebung des Heiligen Rockes 1512 allerdings zog die Trierer Domkirche mehr die Pilger an. Ein Relief an der Kanzel des Domes zeigt ankommende Jakobspilger in typischer Pilgertracht des Mittelalters.  IMG_3136

Jakobusverehrung in der Trierer Bevölkerung
Aber auch in Trier selbst wurde der hl. Jakobus sehr verehrt; ist er doch neben der hl. Helena und den Heiligen Petrus und Paulus einer der vier Trierer Stadtheiligen. An der dem Trierer Hauptmarkt zugewandten Westseite des zinnengekrönten und mit hohem Walmdach erbauten spätgotischen Haus Steipe ist er an der linken Ecke im Pilgerornat abgebildet. Die Pfeiler (Steipen) des Hauses bildeten früher eine offene Laube, die einst Sitz des Marktgerichtes war. Der hl. Jakobus war der Patron der Küfer in Trier. Die 1308 gegründete Küferzunft hielt alljährlich in der Liebfrauenkirche einen Gottesdienst ab, bei dem eigens eine alte Jakobusfigur bekränzt mit reifen Trauben der Mosel oder der Saar aufgestellt wurde.

Hospitäler und Bruderschaften
In Trier gab es ferner ein Jakobsspital, eine Jakobsstraße und eine Jakobsbruderschaft. Das Trierer Jakobsspital lag für den Pilger überaus günstig zur Römerbrücke und damit in unmittelbarer Nähe zu den Wegen nach Echternach und Luxembourg. Die Nähe zu den Wegknotenpunkten in Trier machte es für Reisende aus allen für den damaligen Verkehr maßgeblichen Richtungen gut erreichbar. Schon 1239 werden in einem Schutzbrief Papst Gregors IX. die Meister und Brüder des Trierer St. Jakobs-Hospitals bezeugt. Im Hof der Hospizien befindet sich eine Jakobus-Statue, die darauf hinweist, dass Pilger hier Aufnahme fanden. In der Kirche des am Moselufer gelegenen St. Irminenklosters (Vereinigte Hospitien) steht im Chor rechts eine barocke Statue des hl. Jakobus, der als Pilger mit Pilgerstab und Kalebasse mit wehendem Gewand gegen den Wind ankämpfend dargestellt wird. Ein neben dem Klosterbezirk neu erbautes Seniorenwohnheim trägt den Namen Jakobsstift. Unweit davon entfernt erinnern an der Pforte zum Klosterbezirk neuzeitliche Bronzeplastiken an die traditionelle Aufnahme und Verköstigung von Kranken, Schwachen und Pilgern.
Ein Weber namens Wilhelm aus Trier, der mindestens dreimal nach Santiago gewallfahrtet sein soll, war Gründer einer Bruderschaft im Minoritenkloster zu Trier. Auf einer 1464 von ihm mitgebrachten Urkunde des Kardinals aus Santiago de Compostela wurde den Mitgliedern und Förderern der Bruderschaft ein Ablass versprochen. Die Bruderschaft ging in Napoleonischer Zeit in den Vereinigten Hospizien auf, deren Weine noch heute den hl. Jakobus im Etikett tragen. Neben der Pilgerfürsorge kümmerten sich die Jakobsbruderschaften auch um sonstige soziale und karitative Tätigkeiten, wie z.B. die Kranken- und Altenpflege. Die meist nicht gänzlich mittellosen Bruderschaftsmitglieder arbeiteten nicht allein um Gottes Lohn, sondern verfolgten auch Eigeninteressen, da ihre Tätigkeit dazu beitrug, soziale Unruhen unter der ärmeren Bevölkerung zu vermeiden. Als Mitglied war man zwar in der Regel selbst zur Pilgerschaft nach Santiago de Compostela verpflichtet, konnte sich aber sich dieser Pflicht auch durch eine Ablösesumme entledigen. Die Finanzierung der Bruderschaft erfolgte aus Stiftungen zumeist in Grundstücksform, z.B. Weinbergen. Die Erträge dieser Grundstücke, seien es Pachten oder Naturalien, wurden und werden für die Finanzierung der Spitäler verwandt.

Was Jacobimärkte und Leprosenhäuser erzählen
Bereits im Jahre 1017 ist in Biewer eine capella bevera urkundlich bezeugt. 1609 wird hier ein Jakobusheiligtum erwähnt. Von der Verehrung des Apostels Jakobus in Biewer zeugt ein auf einem Gebetszettel erhaltenes Jakobuslied. In St. Jost bei Biewer sollen die aus der Eifel, von der Mosel oder vom Rhein auf der Andernacher Route hergekommenen Compostela Pilger gerne ihr Quartier genommen haben. Am westlichen Ortsausgang von Biewer in Richtung Pallien befindet sich ein schon 1238 erwähntes ehemalige Leprosenhaus St. Jost mit einer angebauten Kapelle von ca. 1750, die dem hl. Jodokus geweiht ist. Der hl. Jodokus war häufig auch der Patron der Jakobusbruderschaften, Schiffer und der Siechenhäuser. Von Jakobspilgern aufgesuchte Kirchen und Kapellen wurden gern nach ihm benannt. In dem hier errichteten Spitalgebäude konnten auch Pilger Unterkunft und Verpflegung finden. Auf diese Weise war ein geordneter Zustrom der Pilger in und durch die Stadt (an einem Tag) gewährleistet. Mit der Versorgung der Pilger entstand in Biewer schon früh die Entwicklung eines regelrechten Jacobimarktes. Von alters her wurde hier am Jakobustag und dem darauffolgenden Sonntag Kirmes gefeiert. Dieser Jakobus-Markttag bestand bis ins 20. Jh. Ähnliche Jacobimärkte am Jakobstag gibt es im Moseltal in Traben und im Rheintal in Remagen.
Wenn Trier hinter ihnen lag, folgten die Pilger dem Lauf der Mosel nach Konz, das sie bald in der Ferne vor sich liegen sahen. Hier, im noch heute dünnbesiedelten Grenzland zu Frankreich mussten sie sich dann entscheiden, ob sie an der Mosel weiterziehen oder über das Cannertal auf der alten Römerstraße nach Metz gelangen wollten. Bis zu den Pyrenäen waren es noch rund 1200 km und bis nach Santiago de Compostela insgesamt 2000 km. Ein langer Weg voller Gefahren und Abenteuer lag vor noch Ihnen.

Im Oktober 2006 hat das Magazin “km42” von SPIEGEL-ONLINE eine Fotoreportage über das Pilgern in Trier und die Arbeit unserer Bruderschaft gemacht.

Sehen Sie selbst.

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