Auf den Spuren Jesu unterwegs – von Konz nach Fisch

Pilgertour am 20. September 2019

Im Trierer Dom
Nach und nach treffen wir ein, die Pilgerinnen und Pilger, noch ein bisschen verschlafen, aber schon neugierig und erwartungsvoll. Einstimmung auf einen Tag, den wir mit ganz unterschiedlichen Erwartungen beginnen. Der Alltag wird durchbrochen. Wir hören einen Text aus dem Markus-Evangelium: Jesus, der Menschenfischer (Mk 1,16 -20). Unser geistlicher Begleiter, Professor Dr. Martin Lörsch, heißt alle herzlich willkommen und spendet den Tages-Segen für die kleine Gruppe. Es geht raus aus dem Dom. Sehr kühl ist es draußen, aber ein strahlender Sonnenschein deutet einen herrlichen Spätsommermorgen an. Los geht’s!

Kontraste: Gewerbegebiet und Grün
Auf der Konzer Brücke ist kein guter Platz zum Innehalten. Der Verkehr braust laut vorbei und stört uns. Einen besseren Platz finden wir unterhalb im Grünen. Wir hören Martin Lörschs Impuls und genießen den Blick ins Grün und auf den Fluss, auf dem die Morgensonne funkelt: „Menschen, die Brücke sind, weil sie uns für die Sache Jesu begeistern, weil sie eine Brücke zwischen mir und dir, zwischen uns und Gott schlagen.“ Dieser Weg bringt es mit sich, dass man immer wieder umschalten muss: Nach dem kurzen Innehalten und der schönen Natur jetzt die viel befahrene Straße Richtung Wasserliesch, dann ein wenig einladendes Gewerbegebiet. Aber auch das gehört zum Weg. Und bald ist der Einstieg in den ruhigen Jakobsweg erreicht. Jetzt kann sich jeder auf den vor uns liegenden Weg einlassen und seinen Gedanken nachhängen. Und natürlich beginnen die Gespräche, man unterhält sich, spricht über Erfahrungen mit dem Wandern oder Urlaubsziele oder anderes. Bald taucht eine erste Wegmarkierung mit der gut erkennbaren Pilgermuschel in blau und gelb auf: Sie weist den Weg, der hier als gerades, ein wenig auf und ab steigendes Band vor uns liegt.

Drachen zähmen
Die Gruppe erreicht einen kleinen Friedhof mit der Margarethenkapelle. Martin Lörsch macht auf eine Darstellung der Heiligen aufmerksam: Anders als der männliche St. Georg, der den Drachen tötet, lässt die Heilige Margarethe ihm das Leben und wählt eine andere Variante, um mit ihm „klar zu kommen“: Sie zähmt ihn mit einer Kette. Das bietet vielerlei Interpretationsansätze, erläutert Martin Lörsch. Es kann um das Zähmen von Gewalten gehen, die für den Menschen zerstörerisch sein können. Nicht unbedingt kaputtmachen, aber sie einfangen, ist die Botschaft. Nach einer kurzen Meditation „Gott, lass mich eine offene Muschel sein…“ und einer irischen Segensbitte geht es wieder raus in die mittlerweile schon gut wärmende Sonne. Die nächste Station auf dem Metzenberg ist gut zu erkennen – das scheint noch ein bisschen weit zu sein!?

Römische Autobahnkirche
Schon etwas außer Puste vom kurzen, knackigen Anstieg kommt die Gruppe auf römischen Fundamenten, auf dem Metzenberg, an. Dort steht der in den 80-er Jahren rekonstruierte römische Tempelbezirk von Tawern, zu Römerzeiten eine Art Autobahnkirche, führte doch die vielbesuchte Römerstraße nach Metz direkt unterhalb vorbei. Also gab es für die spirituelle Erbauung den Merkurtempel und für die körperliche Rekreation eine Herberge, die nur noch in den Grundmauern zu sehen ist. Der römische Gott Merkur – zuständig übrigens für die Händler und die Diebe – gibt auch einen Anstoß zum Nachdenken: „Für die Römer war Merkur der Gott und Fürsprecher für die Reisenden und Händler. Die Begegnung mit diesem Ort lässt uns fragen: Mit wem sind wir heute und in unserem Leben unterwegs, wem können wir uns unbedingt anvertrauen?“, fragt Marin Lörsch. Sehr begeistert berichtet uns dann Herr Michel von der Entstehung und späteren Rekonstruierung des Tempelbezirks, der mit viel Mühe und handwerklichem Geschick von der Gemeinde Tawern und dem Förderverein umgesetzt wurde. So bietet die Pilgertour auch historische Einblicke – und Ausblicke: Der weite Blick von der Tempel-Anhöhe bis hin nach Trier ist atemberaubend. So war es wohl auch schon 2 000 Jahre zuvor, als die Menschen, die auf der Römerstraße unterwegs waren, einen ersten Blick auf Augusta Treverorum werfen konnten.

Es wird fordernd
Es geht unmerklich aufwärts. Der Blick in das weite, von Wäldern und Feldern geprägte Grenzland, lässt einen zur Ruhe kommen. Die Sonne wärmt. So langsam machen sich die ungefähr neun Kilometer, die hinter der Gruppe liegen, bemerkbar. Die Gruppe zieht sich ein wenig auseinander. Zeit für eine kurze Rast. An dieser Stelle hören wir drei Gedanken von Helder Camara. Sie machen nachdenklich: „Die Menschen belasten dich? Trag sie nicht auf den Schultern, schließ sie in dein Herz.“

Am Lebensfluss
Ein „Lebensfluss“ liegt vor uns, Herr Hunsicker, ein freundlicher Gastgeber, empfängt uns in einer schönen kleinen Parkanlage. Der „Lebensfluss“ in Fisch ist ein mehrfach preisgekröntes Gemeinschaftsprojekt des Dorfes, einladend und idyllisch. Schade, dass gerade heute die Wasserversorgung ihren Geist aufgegeben hat und der Fluss versiegt ist. Aber dennoch können wir den einzelnen Stationen eines Lebens, symbolisiert durch Blumen, Pflanzen, Gräser und Kräuter, gut nachspüren. Die Rast am „Lebensfluss“ ist wohlverdient: Alle sind froh, mal wieder zu sitzen, und essen die mitgebrachten Brote, Obst und Gebäck. Dazu gibt es einen herrlich kühlen Viez aus Fisch. Wir sitzen beisammen, reden und genießen die Pause.

Spiritueller Ausklang
Ein kurzes Stück noch durch den Wald, und die Endstation unserer Tour ist erreicht: Die St. Jakobus-Kirche in Fisch-Littdorf. Das alte Dorf ist untergegangen, die Kapelle ist geblieben. Martin Lörsch feiert mit uns Eucharistie. Wir tauschen unsere Gedanken über den Weg aus und beten gemeinsam. Das bekannte Lied aus Irland spiegelt unsere Erfahrungen auf dem Weg: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein. Sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.“ Mit dem Kleinbus werden wir schnell nach Trier zurückgebracht und verabschieden uns. Wir sind dankbar für diesen schönen, intensiven Tag, der hinter uns liegt. All die Eindrücke und Impulse müssen sich erst einmal setzen.

Text: Gaby Jacquemoth

Zitate aus dem Pilgerheft „Auf den Spuren Jesu unterwegs“, zusammengestellt von Prof. Dr. Martin Lörsch, AG Spiritualität im Diözesan-Caritasverband und Geistlicher Begleiter der St. Jakobusbruderschaft Trier
Die Pilgerwanderung wurde veranstaltet vom Diözesan-Caritasverband Trier in Kooperation mit der St. Jakobusbruderschaft Trier e.V.