Pilgern auf dem Ausoniusweg
von Angelika Sesterheim
Traditionell unternehmen die Mitglieder der SJB-Trier turnusgemäß Pilgerwanderungen auf verschiedenen Jakobswegen, Pilgerungen im Hl. Land oder nach Rom.
Auch uns als Jakobusbruderschaft hat die Corona-Pandemie viele Aktivitäten durchkreuzt.
Umso größer war die Freude für eine neue Herausforderung, den Ausoniusweg von Bingen nach Trier in Etappen unter die Füße zu nehmen. Zumal dieser Pilgerweg fast vor unserer Haustür liegt. Der Ausoniusweg war eine römische Straße und ist nur einer von vielen Fernwanderwegen, die über den Hunsrück führen. Wir pilgern auf einer alten Verbindungsstraße von Mainz kommend über Bingen nach Trier.
Nach Anreise mit Bus, Zug und Auto begann unsere Pilgerwanderung am 08. Juli morgens ab dem Mainzer Bahnhof. Mit Besichtigungen vom Dom und St. Stephan, mit seinen berühmten Chagall-Fenstern fuhren wir mit dem Zug zurück nach Bingen. Unser ursprüngliches Vorhaben, von Ingelheim über den Rupertsberg nach Bingen zu pilgern, fiel der anhaltenden großen Hitze zum Opfer. Unser Jakobusbruder Alfred Hoffmann hatte dankenswerterweise als Ortskundiger die Streckenführung übernommen.
So begannen wir am Mittag den Ausoniusweg ab unserem Hotel, an der Nahe entlang über die älteste Steinbrücke Deutschlands, der Drususbrücke, benannt nach dem röm. Feldherren Drusus. Auf der 1. Etappe ging es erstmal stetig bergauf. Der Weg war für alle Teilnehmer schweißtreibend bei dieser schwülen Hitze. Aber aufgeben oder absagen war für uns Pilger keine Option. Der Weg, markiert mit einem weißen „Au“ auf grünem Grund und der Jakobsmuschel war nicht zu verfehlen. Im Ort Weiler legten wir nach einem langen Anstieg eine Pause ein. Nach Besichtigung der kl. Dorfkirche, St. Maria Magdalena, mit einer Keramikmuschel versehen, führte uns der Weg über Feldwege und Straßen stetig ansteigend zur stillgelegten Grube Amalienhöhe. Hier sollte unsere 1. Etappe aufgrund der hohen Temperaturen am 1. Tag enden.
Wir nahmen den Weg hinab nach Waldalgesheim, und der Linienbus brachte uns nach Bingen zurück.Am Hotel wurden wir freudig von unserem Sekretär Dr. Markus Nicolay willkommengeheißen. Alfred Hoffmann, unser Pilgerbruder, hatte eine Überraschung für uns bereit. Ein kl. Weinempfang, passend zur Weinregion, sorgte für die nötige Stimmung. Das Abendessen in gemeinsamer Runde im nahe gelegenen Weinlokal ließ den Tag, trotz Hitze und anfänglicher Zweifel wegen des Wetters, sehr zufrieden ausklingen.
Am Sonntag, 09.07., trafen wir uns bereits um 6.30 Uhr um unter der Drususbrücke, in einer ehemaligen Kapelle den Gottesdienst mit Markus zu feiern. Für jeden von uns ein Erlebnis der besonderen Art, zumal Dr. Markus Nicolay an diesem Sonntag seinen 29. Weihetag mit uns Jakobsbrüdern und -schwestern gemeinsam feierte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück setzten wir unsere 1. Etappe ab der Amalienhöhe fort. Wir folgten den Schildern Richtung Ruheforst, kreuzten das Jagthaus Marbach und den Hildegard v. Bingen-Weg. Die Hitze war spürbar, wir hatten genug Getränke im Rucksack, und zum Glück spendete der nun folgende Wald genügend Schatten. Es begleiteten uns ab jetzt unzählige Windräder, Schottersteine und die stetige Wegführung bergauf machten den Anstieg teilweise etwas mühselig. Wir kreuzten schließlich die Freifläche einer Hochspannungstrasse und erreichten am Mittag nach 7km das Forsthaus Lauschhütte. Unser Herz schlug höher beim Anblick dieser wunderschönen und idyllisch gelegenen Holzhütte. Die vielen Gäste ließen auf ein beliebtes Ausflugsziel deuten, denn gegenüber lag ein gut besuchter Kletterpark. Nach einer angemessenen Pause setzten wir unseren Weg zum Ohlisberg fort, wo eine kl. Schutzhütte zum Ausruhen einlud und wir mit einem Rundblick über den Rheingau und den Rhein belohnt wurden. Die Hügellandschaft hinter dem Rhein ist das berühmte Weinanbaugebiet des Rheingaus. Ab jetzt ging es nur noch bergab und wir folgten der Beschilderung Rheinböllen und Dichtelbach. Unser heutiges Etappenziel ist erreicht!
Alle Pilger sind gemeinsam, trotz extremer Hitze angekommen. Der hl. Ausonius und Jakobus haben wohl schützend ihre Hand über uns gehalten. Wir jedenfalls freuen uns auf die nächsten Etappen.